Die Suche nach dem Glück

Die Suche nach dem Glück

Kennst du die Erzählung,

ein Moosmännlein hat sie mir zugeflüstert,

von einer Frau, die ausgezogen,

das Glück in ihre Arme zu schließen?

 

Ein altes Städtchen nahm sie auf,

wo Wirklichkeiten schwiegen;

ihr Schritt ging hallend durch die stillen Gassen,

und Katzen schlichen um wie Spuk und Traum.

Auf zarten Wolken saßen Märchen

und tranken Mondenglanz

und flüsterten und raunten,

gaben den Dunkelheiten ihre Seelen,

und Monde blickten aus bunten Scheiben,

vor alten Häusern hockten Träume,

sahen ihr nach und spannten

Fäden über Holz und Stein.

 

Sie ging weiter,

und fand das Glück in einem fernen Schloss,

aus hohen Kiefern war das Schloss gebaut,

und große Pilze waren Tische,

und wilde Wurzeln waren Stühle.

Grünes Moos dehnte sich zu Betten,

und Tannenzapfen leuchteten

als Lichter durch die Nacht,

als ob es ewig wär´ und immer.

 

Sie hatte des Glückes heißen Mund geküsst,

und von des Glückes lachend´ Lippen

da tropfte helles, rotes Blut;

am nächsten Morgen fanden Elfen sie,

sie lag in einem weichen Bett von Moos,

lag da, als ob sie schliefe,

rings von den Wänden starrten Käuzchen,

auf Tannenzapfen hockend, in den hellen Tag.

 

Zu ihren Füßen, da saß das Glück,

es saß in ihren goldnen Haaren wie in einem Bade,

das Moosmännlein öffnete die Tür,

da blickte sie hinaus,

zog weiter,

das Glück zu suchen,

wie eine Bitte, die das Wort nicht findet.

 

© Karin Kronreif