Die Frau mit den blauen Schuhen

2015-08-07 13.50.38

Heute zur Mittagszeit Aufbruch ins Flüchtlingslager nach Traiskirchen. Ein Transporter und ein PKW voll Spenden. Spenden die eine Kollegin von mir in unserer Firma ins Leben gerufen hat! Wir wollen helfen…und zu einer Spendenaktion wurde aufgerufen und heute war es soweit.

Los ging es…knapp 40 Grad…rein ins kühle Auto…Rand voll mit Spenden…Kleidungen..Schuhen…vielen Rucksäcken und Taschen (die werden dort so dringend benötigt)….Schlafunterlagen für die vielen Nächte im Freien…Kinderspielzeug und und und….

Wir kamen an…sahen bereits Menschen,die unter Bäumen Schatten suchten…da war es also…..das Flüchtlingslager…wo um 2.500 mehr Menschen untergebracht waren, als überhaupt Platz ist…hier ist es…ich spürte mein Herz schneller klopfen…. im Geiste dankte ich meiner Kollegin für diese Aktion…..

Im Hinterhof des Spendenzeltes angekommen, traf ich eine sehr ruhig wirkende Frau, die für all die Spenden zuständig war. Dankbarkeit war in ihrem Gesicht zu erkennen aber auch ein Hilfeschrei…wohin mit den vielen Spenden? Das Zelt erschien mir viel zu klein…Kistentürme…Kleidungen…vorsortiert und dann die vielen Spenden die erst alle ausgeräumt, sortiert und in beschriftete Kisten eingeräumt werden müssen….doch sie strahlte so eine wunderbare Ruhe aus und erklärte, dass wir gleich zum Ausräumen Hilfe bekommen würden. Als ich wieder vor das Zelt ging, standen bereits eine Handvoll Männer da….und noch immer so eine Ruhe! Vielleicht weil sie alle eine andere Sprachen sprechen? Weil sie einfach nur froh waren etwas zu tun? Wir öffneten den Transporter und in Windeseile wurde Kiste um Kiste und Sack um Sack ausgeräumt….ruhig…so ruhig..mitten in der prahlen Mittagshitze. Plötzlich sprach mich eine Frau an….ganz ganz gebrochenes Englisch…und zeigte auf ihren Schuh?…ich verstand…sie wollte wissen, ob wir Schuhe mitgebracht hatten. Sie hatte Flip Flops an..viel zu klein…und sie deutete auf das Riemchen welches ihr bereits eine große Blase machte .Ich holte vom Auto einen Sack voll Schuhe und die Frau hockte sich nieder und nahm ruhig und andächtig Schuh für Schuh heraus. Und da erblickte sie einen blauen Wasserschuh…einen den man im Urlaub ans Meer mitnimmt…sie sah den Schuh …und lächelte…ich deutete meinen Daumen nach oben. Sofort probierte sie ihn….er passte…sie lächelte mich wieder an…stand auf und ging ein paar Schritte. Ich spürte dieses Glück in ihr…ein Schuh..ein Gummischuh..sie war in diesem Moment mein Aschenputtel! Sie zeigte wie sie glücklich war, denn dieser Schuhe hatte keinen Riemen…er ging ihr bis zum Knöchel…ihr Fuß in Gummi eingepackt…und er passte ihr…so perfekt!

Sie stand da und blickte immer wieder auf ihre blauen Schuhe und in diesem Moment wollte ich das Glück in einem Bild einfangen. Es ist qualitativ kein hochwertiges Bild…es ist eine Momentaufnahme…und als ich das Foto dann am Heimweg auf meinem Handy betrachtete, sah ich, wie sie sogar ein wenig ihre Hose hochzog…sie war einfach in diesem Moment glücklich….diese kleine Frau mit den blauen Schuhen.

Ich kann nur jeden ans Herz legen…..etwas zu tun! Als ich die Flüchtlinge heute sah, dachte ich …also hier leben sie….und ja…sie LEBEN !! Ich verneige mich vor den vielen Helfern!

DANKE!

44 Kommentare zu „Die Frau mit den blauen Schuhen“

  1. Da könnte ich fast weinen, wenn ich das lese. Ich stand im Dezember in einer Notunterkunft neben einem kleinen Jungen, der zwei paar bunte passende Turnschuhe fand und sein Glück kaum fassen konnte als er sogar beide Paare behalten durfte. Man spürt richtig was durch diese Menschen geht. Ähnlich habe ich es bei einem Mann mit einer Winterjacke erlebt. Ich kann nur jedem empfehlen, einmal zu helfen und sich anzusehen für was und wen man spendet. Dann macht man auch weiter … so schön!

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    1. Das ist schön zu lesen, wenn es so viele Herzensmenschen gibt! Helfen ist in diesen Zeiten wohl das Einzige das wir tun können. Berührend sind oft diese Momente….diese kleine Freude die so GROSS ankommt! Danke für den schönen Kommentar….wir müssen alle weitermachen ❤ !!

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  2. Das ist ja mal eine super Aktion.Für die Flüchtlinge einen Spendenaufruf und Taten folgen…wenn der Spendenaufruf noch gültig ist bin ich gerne bereit auch etwas dazu beizutragen.

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    1. Danke und helfen kann man immer! Das Flüchtlingsdrama wird uns bestimmt noch viele viele Monate beschäftigen. Ich finde es aber ganz toll, dass du auch was tun willst….so soll es sein! Danke dafür und liebe Grüße -Karin

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      1. Gerne…Ja das stimmt für helfen gibt es keine Uhrzeit.Sehe ich genauso das wird uns länger beschäftigen..ein kleiner Schneeball ist zum rollen gekommen und der wird immer größer…was ich beobachte bzw erlebe u.a. leider auch auf meiner Arbeitsstelle das man auf die Flüchtlinge nieder macht.Dabei können sie gar nichts dafür.Um so mehr freue ich mich wenn ich hier und da von Menschen höre die sich einsetzen für die Flüchtlinge….

        liebe Grüße Ralf

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  3. Liebe Karin,
    das ist eine schöne Geschichte. Nicht nur ein Herz haben, es auch zu zeigen, ist vorbildlich und setzt ein positives Zeichen. Schade das ihr euch nicht verständigen konntet. Ich hoffe, das die Presse darüber auch berichten wird. Es braucht mehr positive Beispiele…auch in den Medien. Übrigens gab es in der ZIB-Hauptausgabe dieser Woche mit Armin Wolf ein interessantes Gespräch mit ihm und Konstantin Wecker u.a. zu diesem Thema.
    Liebe Grüße aus dem tröpfelnden und kühler gewordenen Hamburg
    Stefan

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    1. Vielen Dank, lieber Stefan! Es hat auch mir sehr gut getan…obwohl es einem schon das Herz zuschnürt…diese Hitze dazu…kein Dach…kein Bett…sie liegen am Boden..traurig die Welt in der wir leben. Und dann die Gegenseite…diese unglaublich schlimme Hetze …der Mensch lernt niemals dazu..leider 😦
      Ja den Konstantik Wecker habe ich zwar nicht live in der Sendung beim Armin Wolf gesehen, aber mir dann später angesehen! Ich mag ihn so…er hat sein Herz auch am rechten Fleck ;-)!
      Bitte schick uns doch ein wenig kühlenden Nordwind… 😉 – liebe Grüße – Karin

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      1. Abkühlung…bitte schön. Ich schicke sofort eine frische Brise los.
        Das lange Gespräch mit Wecker habe ich online gesehen und er hat viel wahres gesagt. Was besonders fehlt ist Bildung, Information und ein Miteinander. Da kommt bei uns nichts von den Spitzen aus Berlin und vermutlich auch nichts aus Wien. Und das alles passiert in Staaten (Deutschland, Österreich, Schweiz, England) die keine Krisenstaaten sind. Und das u.a. aus Motiven wie Neid, Angst, Wut, Hass im Zusammenspiel mit Boulevard- und Nachrichtenmedien. Das ist ein Dilemma was oft sprachlos macht.
        Genieße den Abend mit einer frischen Brise aus dem Norden 🙂
        Liebe Grüße
        Stefan

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        1. Da stimme ich 100 % überein…und es ist genau so….es macht schon fast sprachlos!
          Das dauert wohl noch bis die frische Nordbrise Wien erreicht…naja…sind ja ein paar Kilometer 🙂 ! Ich warte in der Hoffnung einer kleinen Abkühlung! Schönen Abend noch – Karin

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    1. Wenn wir selbst etwas tun können, dann müssen wir es! Oft will man wegsehen, doch es hilft diesen armen Menschen nicht! Danke für dein Lesen und für deine Gedanken dazu!

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  4. Danke dir für diese Geschichte! Nicht erfunden, sondern Realität. Nicht irgendwo auf einem anderen Kontinent, sondern vor der eigenen Haustür. Wenn man es nicht selbst erlebt und sieht, gelangt es nicht wirklich ins Bewusstsein und ist doch Allgegenwärtig.

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  5. Hat dies auf Red Skies over Paradise rebloggt und kommentierte:
    »Ich spürte dieses Glück in ihr…ein Schuh..ein Gummischuh..sie war in diesem Moment mein Aschenputtel! Sie zeigte wie sie glücklich war, denn dieser Schuhe hatte keinen Riemen…er ging ihr bis zum Knöchel…ihr Fuß in Gummi eingepackt…und er passte ihr…so perfekt!«
    – sugar4all.wordpress.com

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    1. Vielen Dank für deine Worte! In meinem Fall ist es Österreich…aber auch bei uns passiert genauso viel schrecklich UNmenschliches wie bei Euch. Und genauso gibt es in Deutschland wie in Österreich viele Helfer….die sich dagegen wehren ….mit ganz viel Unterstützung..und einem großen Herz! Das brauchen wir ALLE!
      Liebe Grüße – Karin

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      1. Umso schöner auch mal über den Tellerrand zu schauen! Vor allem, wenn es eine so gute Sache ist!
        Viele Grüße aus dem Karlsruher Glutofen
        Jürgen

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